Aktuell werden die bestehenden CRB-Tools zur Ermittlung von Lebenszykluskosten im Bauwesen grundlegend überarbeitet. Der neue LCC-Leitfaden fasst die bisherigen drei CRB-Instrumente sowie einen neuen LCC-Kalkulator als Weiterentwicklung aus dem IFMA-Anwendungstool LZK und dem zweiteiligen IFMA-Fachbuch «Lebenszykluskosten – Ermittlung von Immobilien» in einem kompakten Tool zusammen – aktuell und anwenderfreundlich.
Claudio Jung, Michael Milz | 26.06.2025
Planung, Realisierung, Nutzung, Abriss: Jedes Gebäude durchlebt verschiedene Lebensphasen. Für diese Abschnitte können die jeweiligen Kosten berechnet werden, die gesamten Kosten werden dabei als Lebenszykluskosten, auch Life Cycle Costs (LCC), bezeichnet.
Die Nutzung einer Baute beinhaltet mit rund Dreivierteln den grössten Anteil der Gesamtkosten am Lebenszyklus. In der Tendenz ist die Dauer der Nutzungsphase von gegenwärtigen Gebäuden abnehmend – zu gross ist der Druck auf Nutzungsveränderung oder Gewinnmaximierung. Bestehen alte Gebäude teils mehrere hundert Jahre, so werden zeitgemässe Bauten mit ihren dünnen Schichten oft nur noch 30 bis 80 Jahre erhalten. Eine begrenzte Zeit also, in der das Gebäude seine Pflicht der geplanten Nutzung oder eines generierten Wertezuwachs erfüllen und gleichzeitig die Lebenszykluskosten decken soll. Ob sich ein Gebäude schliesslich finanziell «rechnet», steht aber nicht zwingend im Mittelpunkt, da Gebäude in erster Linie aufgrund ihrer benötigten Nutzung errichtet werden.
Hier kommen die CRB-Instrumente zum Thema Lebenszykluskosten, zur Planung von Instandhaltung und Instandsetzung von Immobilien ins Spiel. CRB hat bereits 2011 mit dem «LCC Leitfaden», dem «LCC Handbuch» und dem «LCC Anwendungsbeispiel» drei Hilfsmittel publiziert. Zusammen mit anderen renommierten Berechnungsprogrammen wie dem IFMA-Tool ermöglichen die drei Handbücher die Ermittlung von Bauwerkskosten über die gesamte Lebensdauer.
Aktuell werden die Hilfsmittel komplett überarbeitet und erscheinen Anfang 2026 neu als «LCC-Leitfaden», der die drei bisherigen Handbücher sowie das Berechnungstool LCC-Kalkulator umfasst.
Mit dem neuen LCC-Kalkulator (vgl. «LCC-Kalkulator: Lebenszykluskosten systematisch analysieren.»), entwickelt von CRB und dem Berufsverband im Facility Management IFMA Schweiz, können die Nutzungsdauern der einzelnen Baumaterialien auf Stufe Teilelement des elementbasierten Baukostenplans eBKP-H miteinander verglichen sowie die Instandhaltungs- und späteren Instandsetzungskosten ermittelt werden. Zusätzlich ermöglicht er ansatzweise die Betrachtung von «externen Umweltauswirkungen» und «externen gesellschaftlichen Folgen».
In vielen Branchen findet die gesamtheitliche Betrachtungsweise mit Lebenszykluskosten seit Jahren Anwendung, die Baubranche zieht nach und erhält mit dem LCC-Kalkulator ein praktikables Tool.
Christian Stoy ist zusammen mit Nicolas Gaspoz einer der Autoren, der massgeblich an der Überarbeitung des LCC-Leitfadens mitgearbeitet hat. Er leitet an der Universität Stuttgart das Institut für Bauökonomie und widmet sich in der Forschung ganzheitlichen ökonomischen Betrachtungen von Bauwerken des Hoch- und Tiefbaus aus der Sicht des Eigentümers, Nutzers, Betreibers und der Bauwirtschaft. «Wenn man mit dem LCC-Leitfaden die Lebenszykluskosten konkreter Bauprojekte in unterschiedlichen Leistungsphasen ermittelt, kann man die Entwicklung dieser Kosten bei einem Projekt im Projektverlauf vergleichen», erklärt Stoy. Damit könne man auch sehen, welche Entscheidungen zu welchen Ergebnissen geführt haben – ein ähnlicher Mechanismus, wie man ihn auch schon von den Baukosten kenne.
Die wichtigste Änderung ist aus seiner Sicht, dass in der überarbeiteten Ausgabe das Berechnungstool und der Leitfaden zusammengeführt wurden. «Mit dem neuen LCC-Leitfaden steht nun ein Instrument zur Verfügung, um mit den aktuellen Grundlagen und Standards zu arbeiten.» Als Anwendende des LCC-Leitfadens sieht Stoy grundsätzlich alle Beteiligten, die interessiert sind, im Rahmen des Planungs- und Realisierungsprozesses das Thema Lebenszykluskosten zu betrachten. Üblicherweise seien das Bauherren, sofern diese die Zeit und das entsprechende Wissen haben. Angesprochen sind aber auch Planende und Architekten: «Das ist am effizientesten, denn sie kennen ihre Projekte am besten und wissen, welche Parameter wie beeinflusst werden können.»
«Mit dem neuen LCC-Leitfaden steht nun ein
Instrument zur Verfügung, um mit den aktuellen
Grundlagen und Standards zu arbeiten.»
Christian Stoy, einer der Autoren des überarbeiteten LCC-Leitfadens.
Der von René Sigg entwickelte LCC-Kalkulator, mit dem die Lebenszykluskosten ermittelt und geplant werden, hat einen quantitativen Fokus und hilft beispielsweise bereits in der frühen Planungsphase, das Gebäude nach seinen finanziellen Charakteristiken optimal einzustellen. Ausgehend von der Annahme, dass auch in Zukunft ein stetiger oder sogar weiter zunehmender Kostendruck sowie Verantwortung in der Gesellschaft eine wichtige Rolle spielen werden, erscheint demnach die Betrachtung eines Bauwerks über die gesamte Lebensdauer umso logischer.
Die berufsethischen Grundsätze in der Architektur der jüngsten Epoche manifestierten sich unter anderem in der Selbstinszenierung und zeigten sich in einem zum Teil beeindruckenden Desinteresse gegenüber den nachfolgenden Betreibern oder Nutzern der Baute – kurz: Der Fokus von Architektinnen und Architekten lag beim Gebäudeentwurf, die Betriebsphase interessierte eine Minderheit. Der Wind hat sich inzwischen aber gedreht. Heute könnte man schon fast sagen: «Form follows operation». Ohne eine gezielte, ganzheitliche Betrachtung lässt sich kein Bau der öffentlichen Hand mehr realisieren.
«Der LCC-Kalkulator von CRB und IFMA Schweiz ist ein Excel-basiertes Werkzeug zur strukturierten Ermittlung und Auswertung von Lebenszykluskosten (Life Cycle Costs) von Hochbauten. Er ermöglicht eine phasenbezogene Betrachtung sämtlicher Kosten über den gesamten Gebäudelebenszyklus – von der strategischen Planung bis zum Rückbau – und bildet alle SIA-Planungsphasen ab. Das Tool erlaubt die differenzierte Erfassung und Bewertung von verschiedenen Kostenarten wie beispielsweise den Erstellungs- und Betriebskosten. Durch die integrierte Struktur nach CRB-Standards und SIA-Normen und die nachvollziehbare Methodik unterstützt es fundierte Variantenvergleiche und Entscheidungsprozesse.
Planende, Bauherrschaften und Betreiber erhalten damit ein praxisorientiertes Instrument, um die wirtschaftlichen Auswirkungen von Projektentscheiden frühzeitig zu analysieren und die langfristige Kostenentwicklung zu optimieren. Der LCC-Kalkulator schafft Transparenz über alle Projektphasen hinweg und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen und kostenbewussten Planung von Immobilien.»
Das «Prozess- und Leistungsmodell im Facility Management (ProLeMo)» bildet die Grundlage für Prozesse, Leistungen und Kosten und hilft dem Facility Manager, eine klare Strategie zur Bewirtschaftung von Immobilien aufzubauen und umzusetzen. Den Bestellern und Lieferanten von Dienstleistungen im Bereich Facility Management bietet es eine einheitliche Sprachregelung. Das E-Book umfasst 33 Seiten rund um das Verständnis und die Anwendung von Rollen, Prozessen und Leistungen im Facility Management sowie 79 Seiten mit Musterprozessen.