Digitalisierung bewirkt dann am meisten, wenn sie nicht im Vordergrund steht: Abläufe funktionieren einfach, ohne dass über Tools und Schnittstellen gesprochen werden muss. Der folgende Beitrag illustriert diesen Gedanken anhand eines Beispiels aus der Planung und zeigt den Mehrwert, den Digitalisierung in der Praxis bringen kann.
György Orbán | 17.12.2025
Im Zentrum steht die Nutzung: Digitalisierung ist kein Ziel an sich, sie soll Zeit sparen und Orientierung geben. Zeitersparnis ist ein klarer Mehrwert. Wenn ich schneller finde, was ich brauche, kann ich mich auf die Aufgabe konzentrieren. Genau hier kann Digitalisierung einen Unterschied machen, vor allem dann, wenn Daten strukturiert vorliegen und in Kategorien abgebildet sind.
In der Schweizer Bauwirtschaft spielt die Norm SIA 112 «Modell Bauplanung» eine wichtige Rolle: Sie beschreibt die Planung eines Bauvorhabens phasenbezogen mit zugeordneten Rollen. In dieser Struktur können sich alle Beteiligten wie auf einer Landkarte orientieren: In welcher Phase steht das Projekt, und welche Aufgaben fallen typischerweise an? Die SIA 112 gibt eine Ordnung vor, die viele Planende und Bauherrschaften nutzen.
Digitalisierung braucht eine Sprache, und diese Sprache hat CRB über Jahrzehnte entwickelt und gepflegt. Denn Ordnung – und daraus resultierend Rationalisierung – zu ermöglichen, war von Anfang an die Aufgabe von CRB. Standards wie BKP, eBKP und NPK helfen, Kosten und Leistungen einzuordnen und zu beschreiben. Ohne solche Gliederungen würden Daten in jeder Software anders lauten und kaum wiedergefunden.
In Fachkreisen setzt sich zunehmend die Erkenntnis durch, dass Standardisierung kein Hindernis, sondern eine Voraussetzung für digitale Arbeit ist: Arbeiten alle Beteiligten mit denselben Begriffen, reduziert sich der Koordinationsaufwand. Planerinnen und Architekten berichten denn auch, dass klar gegliederte und strukturierte Projekte deutlich weniger Nachträge und Missverständnisse nach sich ziehen.
Die Unterstützung kommt aus der Web-Applikation werk-material.online, mit der jede Aufgabe dieser Landkarte verlinkt ist. Klickt man darauf, erscheint zuerst ein Kurztext, der den Anwendungsfall beschreibt. Optional kann ein längerer Text geöffnet werden, der die Situation dann genauer erklärt und zeigt, wie das Hilfsmittel verwendet werden kann. Zusätzlich stehen Präsentationen in Form von PowerPoint-Folien zur Verfügung. Zu jedem Anwendungsfall gibt es zudem ein kurzes Video. Die Inhalte sind damit über verschiedene Kanäle zugänglich: Text, Grafik und Video. Die digitale Landkarte bündelt alle diese Zugänge am gleichen Ort. Der Einstieg erfolgt über die Phase nach SIA 112 und die dazugehörige Aufgabe. Danach entscheiden die Anwendenden selbst, wie tief sie gehen möchten.
Im Hintergrund sind die Aufgaben mit den Datenpaketen von werk-material.online verknüpft. Objektarten sind dabei grün gekennzeichnet, Berechnungselemente braun und NPK-Einheitspreise hellrosa. Diese Farbcodierung macht sichtbar, aus welchem Datenpaket die Unterstützung stammt. Damit wird die Verbindung zwischen Planungsaufgabe und inhaltlichem Angebot klar. Wer mit den Produkten von CRB vertraut ist, erkennt schnell, welches Paket hinter einem Anwendungsfall steht. Wer neu ist, erhält einen Hinweis, dass verschiedene Datenebenen zur Verfügung stehen.

Ein Anwendungsfall, der sich gut eignet, um dieses Prinzip zu zeigen, trägt den Titel «Kennwerte finden und bis ins Detail vergleichen» (vgl. Illustration). Hier geht es darum, für eine erste Zahl geeignete Kennwerte zu finden und diese bei Bedarf Schritt für Schritt zu vertiefen. Ausgehend von einer Übersicht über Objektarten kann man sich bis zu den Details einzelner Berechnungselemente oder NPK-Positionen vorarbeiten. Die digitale Landkarte führt den Anwender dabei von der Phase über die Aufgabe in den passenden Ausschnitt von werk-material.online. Die Suche wird damit nicht dem Zufall überlassen, sondern folgt einer Spur.
Dieses Prinzip lässt sich nicht nur im Umfeld von CRB anwenden. Beim Schweizerischen Ingenieur- und Architektenverein (SIA) folgt die «Value app» einer ähnlichen Denkweise: Sie ordnet Leistungen nach der Norm SIA 102 (Ordnung für Leistungen und Honorare der Architektinnen und Architekten) den jeweiligen Phasen zu und unterstützt die Honorarbestimmung. Der Hinweis auf die «Value app» zeigt, dass beide Organisationen in die gleiche Richtung denken: Phasen, Aufgaben, Normen und Werkzeuge werden so miteinander verbunden, damit der Zugang einfacher wird.
Wichtig ist: Die Technik bleibt im Hintergrund. Die Nutzenden merken vor allem, dass sie schneller zum Ziel kommen und dass die Informationen zu Phase, Aufgabe und Werkzeug zueinander passen. Die Landkarte hilft, die innere Logik des Normen- und Datenangebots sichtbar zu machen. Sie zeigt, in welcher Planungsphase welche Normen und welche Hilfsmittel unterstützen. So lässt sich Zeit sparen und zugleich erhöht sich das Verständnis für das Gesamtbild.
Die Aufteilung in Datenpakete und die Zuordnung zu den Phasen sind Bausteine der Digitalisierung. Sie ermöglichen eine visuelle Suche, eine schnelle Orientierung und eine klare Umsetzungsmöglichkeit. Für Architektinnen, Ingenieure, Bauherrschaften und Verwaltungen, die ihre Projekte entlang der SIA 112 entwickeln, entsteht ein praktischer Nutzen: Sie sehen, welche Hilfsmittel in welcher Phase zur Verfügung stehen und welche Normen im Hintergrund wirken. Die Digitalisierung trägt hier nicht eine neue Komplexität in den Prozess, sondern macht bestehende Strukturen sichtbar und nutzbar.
So erfüllt die Digitalisierung ihren Zweck: Sie spart Zeit bei der Orientierung und Suche, unterstützt die inhaltliche Arbeit und stärkt das Verständnis für das Zusammenspiel von Werkzeugen, Normen und Aufgaben. Im Idealfall spricht dabei niemand über das System, sondern nur noch über die Inhalte. Digitalisierung ist dann erfolgreich, wenn sie gar nicht auffällt und still im Hintergrund arbeitet.
*Die digitale Landkarte kommt bereits in den Online-Fragestunden zu werk-material.online (vgl. «Fragen zu werk-material.online?») zur Anwendung.
Product Manager György Orbán zeigt Ihnen jeden Mittwoch in der Online-Fragestunde (jeweils 10.30 bis 11.30 Uhr) die praktische Anwendung von werk-material.online an Beispielen und geht dabei auf Ihre konkreten Fragen ein. Kostenlos und unverbindlich.