Digitalisierung verändert die Arbeit im Bauwesen: Sie verspricht Effizienz, verlangt aber klare Strukturen und Verantwortung. Erst mit geordneten, zugänglichen Daten entsteht echter Mehrwert – und CRB-Standards schaffen dafür die notwendige Grundlage.
György Orbán | 15.12.2025
Warum digitalisieren wir eigentlich? Die Hoffnung, dass Digitalisierung alles einfacher, schneller und günstiger macht, hat sich bisher nur teilweise erfüllt. Einige Prozesse laufen zwar reibungsloser, andere wurden dafür komplizierter, manchmal spart man tatsächlich Zeit, oft braucht man sie aber auch, um die Digitalisierung zu verstehen.
Trotzdem bleibt der Grundgedanke richtig: Informationen sollen nicht verloren gehen, sondern zugänglich, korrekt und aktuell sein. Die Erfahrung zeigt, dass einfache Lösungen meist erfolgreicher sind als komplexe: Ein ordentlich geführtes digitales Bauwerksdossier spart mehr Zeit als eine teure Plattform mit komplizierten Strukturen.
Digitalisierung braucht eine Sprache, und diese Sprache hat CRB über Jahrzehnte entwickelt und gepflegt. Denn Ordnung – und daraus resultierend Rationalisierung – zu ermöglichen, war von Anfang an die Aufgabe von CRB. Standards wie BKP, eBKP und NPK helfen, Kosten und Leistungen einzuordnen und zu beschreiben. Ohne solche Gliederungen würden Daten in jeder Software anders lauten und kaum wiedergefunden.
In Fachkreisen setzt sich zunehmend die Erkenntnis durch, dass Standardisierung kein Hindernis, sondern eine Voraussetzung für digitale Arbeit ist: Arbeiten alle Beteiligten mit denselben Begriffen, reduziert sich der Koordinationsaufwand. Planerinnen und Architekten berichten denn auch, dass klar gegliederte und strukturierte Projekte deutlich weniger Nachträge und Missverständnisse nach sich ziehen.
Gleichzeitig entsteht durch Digitalisierung auch neue Arbeit: Jede Struktur will gepflegt, Dateien, Modelle und Mengen müssen aktualisiert werden. Viele Büros suchen deshalb nach Verantwortlichen, die für Datenpflege zuständig sind. Dieses Bedürfnis nach klaren Rollen zeigt, dass Digitalisierung nicht nur Technik, sondern auch Organisation ist.
Zudem verändert sich der Zugang zu den Informationen, weil zumindest theoretisch alle Mitarbeitenden gleichzeitig alles sehen können. Firmen arbeiten zum Teil mit fünf oder sechs verschiedenen Plattformen, was nicht selten zu Verwirrung führt. Digitalisierung wird erst dann effizient, wenn sie für alle Beteiligten übersichtlich bleibt. Immer mehr Unternehmen wünschen sich einen CRB-Standard, um Projekte zu dokumentieren und so eine einheitliche Struktur zu schaffen.
«Digitalisierung ist kein Selbstzweck, sie soll dem Bauen dienen.»
Viele Betriebe haben beispielsweise ihre Rechnungsprüfung digitalisiert oder Mengenermittlungen automatisiert – Arbeitsschritte, die einen sichtbaren Zeitgewinn bringen. Trotzdem verlangt jede Automatisierung korrekte Eingaben, weil sich sonst Fehler multiplizieren. Bisweilen verschiebt sich der Aufwand von der Baustelle einfach ins Büro. Fazit: Digitalisierung spart nur dort Zeit, wo die Prozesse klar sind und die Daten stimmen.
Ein grosser Teil des digitalen Nutzens entsteht erst nach Abschluss eines Projekts – Software ändert sich, Bauten bleiben. Wer heute Informationen sammelt, muss sicherstellen, dass sie auch in zwanzig Jahren noch lesbar sind. In vielen Firmen fehlt dafür noch eine klare Strategie. Dabei ist genau das die Grundlage einer nachhaltigen Planung: Informationen, die über Generationen lesbar bleiben. Digitalisierung endet nicht mit der Ablage, sondern beginnt mit der Bewahrung. Organisationen, die das verinnerlicht haben, verlangen, dass Projekte mit notwendigen Daten archiviert werden und so für künftige Umbauten, Sanierungen verfügbar bleiben.
Mit der Verbreitung digitaler Systeme wachsen auch Kosten und Erwartungen. Lizenzen, Updates und Schulungen beanspruchen Ressourcen, die gerade kleine Architektur- und Planungsbüros belasten. Viele wünschen sich deshalb einfache, verlässliche Werkzeuge und stabile Strukturen statt immer neuer Anwendungen. Hier zeigt sich erneut die Bedeutung der Standards und Klassifikationen von CRB: Weil sie von Programmen unabhängig sind, gewährleisten sie Kontinuität, selbst wenn Plattformen wechseln. So bleibt Wissen übertragbar, und Investitionen in Daten behalten ihren Wert.
Mitmachen, weil es alle anderen auch tun – Digitalisierung kann auch mit Druck einhergehen, der nicht automatisch zu besseren Ergebnissen führt. Erfolgreich sind Teams, die ihre digitalen Abläufe gemeinsam entwickeln und an der Praxis messen. Sie nutzen Technik, um Aufgaben schneller und nachvollziehbarer zu bewältigen. Das sind meist keine grossen Systemsprünge, sondern viele kleine Verbesserungen, die zusammen eine Kultur des gemeinsamen Lernens bilden.
Digitalisierung funktioniert immer dann, wenn sie an bestehende Strukturen anknüpft, Regeln vereinfacht statt vermehrt und die Verantwortlichkeiten klar bleiben. Sie spart nicht automatisch Zeit, ermöglicht aber eine klare Nachvollziehbarkeit und eine bessere Kommunikation zwischen allen Beteiligten. Wo diese Transparenz mit gemeinsamer Struktur verbunden ist, entsteht tatsächlich ein Mehrwert. Digitalisierung ist kein Selbstzweck, sie soll dem Bauen dienen – das bleibt der Massstab.
Am Ende steht eine einfache Antwort auf die Eingangsfrage, warum wir digitalisieren: Wir digitalisieren, weil wir Informationen besser nutzen und bewahren wollen. Ob sich das lohnt, hängt nicht von der Software ab, sondern von unserem Umgang damit. Werden Daten geordnet, zugänglich und verantwortlich geführt und über Projekte hinaus erhalten, hat die Digitalisierung ihr Ziel erreicht. Sie hilft, den Bauprozess in seiner Kernlogik – Planen, Bauen, Nutzen – klar und nachvollziehbar zu halten. Vielleicht ist das die wahre Einfachheit, die versprochen wurde: eine Digitalisierung, die nicht auffällt, weil sie funktioniert.
Wo erleben Sie in Ihrem beruflichen Alltag den grössten Mehrwert der Digitalisierung?