Treiber des Kulturwandels
Die siebte Ausgabe des Vergabemonitors der Schweizer Bauwirtschaft vom Sommer 2025 bestätigt die im letzten halben Jahr festgestellten Entwicklungen bei Nachhaltigkeit, Dialog und Varianten. Ein neues Kapitel zu Beginn des Berichts zeigt erstmals die Treiber des Kulturwandels über mehrere Indikatoren hinweg.
Cristina Schaffner, Direktorin Bauenschweiz | 09.09.2025
Die Nachhaltigkeit hat sich im öffentlichen Beschaffungswesen zum zentralen Treiber des durch die Vergaberechtsreform 2019 angestossenen Kulturwandels entwickelt. Während qualitative Kriterien ihre Bedeutung behaupten, zeigt sich beim Dialogverfahren und den Varianten ein gemischtes Bild: national rückläufig, lokal aber punktuell zunehmend. Einzelne Gebietskörperschaften stechen über mehrere Indikatoren hinweg hervor. Dies ist ein Hinweis darauf, dass die Umsetzung der Vergaberechtsreform massgeblich von der Haltung der jeweiligen Beschaffungsstellen abhängt.
Im 2. Quartal 2025 stagnierten qualitative Kriterien bei 53,1%. Der Anteil Nachhaltigkeitskriterien stieg dagegen auf 47,6% (+136% zum Vorjahr). Deutlich rückläufig waren Dialog (1,1%) und der Anteil zugelassener Varianten (12,2%), deren Einsatz sich im Jahresvergleich nahezu halbierte.
Um den Bericht zu fokussieren, wurde die Zahl der Indikatoren von 10 auf 7 reduziert. Innovation und Preisverlässlichkeit entfielen mangels Daten. Die Projekt- und Ideenwettbewerbe wurden zu einem Indikator zusammengeführt.
Damit schaffen wir Raum für das neu eingeführte Kapitel «Treiber des Kulturwandels». Es zeigt, welche Indikatoren seit der Revision am häufigsten zunahmen und in welchen Sektoren und Gebietskörperschaften diese Effekte besonders stark ausfielen.
Dazu werden Vorher-Nachher-Vergleiche zwischen Bund und Kantonen durchgeführt. Die Ergebnisse werden nach Modellqualität (0 = unzuverlässig, 12 = sehr verlässlich) bewertet. Für die Treiber-Auswertung werden nur positive Unterschiede mit einer Modellqualität von mindestens 6 sowie mindestens 30 Beobachtungen berücksichtigt. Die erzielte Gesamtpunktzahl werden nach Beschaffungsebene und Auftragsbranche summiert.
Ende Q2 2025 erzielte der Bund 46 Modellqualitätspunkte; vor allem bei der Qualität, der Nachhaltigkeit und der Angebotsplausibilität. Basel-Stadt folgt mit 34 Punkten im Baugewerbe, obwohl die Revision dort 3 Jahre später als auf Bundesebene in Kraft trat. Auffällig ist hier neben Qualität und Nachhaltigkeit auch ein Anstieg bei Varianten.
Über alle untersuchten Stellen hinweg war Nachhaltigkeit der wichtigste Treiber, gefolgt von Qualitätskriterien. Bemerkenswert: Entgegen dem nationalen Abwärtstrend stieg in Zusammenhang mit der Revision die Zulassung von Varianten.
Das Vergabemonitoring wurde von Bauenschweiz, dem Dachverband der Schweizer Bauwirtschaft, und Mitgliedverbänden initiiert.