Produkte müssen spezifische technische Leistungsstandards erfüllen, um Langlebigkeit, Sicherheit und Zuverlässigkeit zu gewährleisten. Die Verordnung priorisiert Produktkategorien mit hohen Umweltbelastungen wie Beton, Stahl und Dämmstoffe, da diese einen erheblichen Anteil an verkörpertem Kohlenstoff haben und eine Schlüsselrolle bei der Energieeffizienz spielen. Weitere priorisierte Kategorien sind Klebstoffe und Farben, die ebenfalls als wesentliche Baumaterialien gelten. Bis 2026 sollen schrittweise Standards für diese Kategorien eingeführt werden.
Eine der bedeutendsten Änderungen ist die Einführung einer verpflichtenden Umweltberichterstattung. Hersteller müssen zunächst Klimaindikatoren wie CO₂-Emissionen und Energieverbrauch bei der Herstellung ihrer Produkte angeben. Mit der Weiterentwicklung der Umweltstandards werden schrittweise zusätzliche Indikatoren wie Recyclingfähigkeit, Ressourceneffizienz und Toxizität eingeführt. Ziel ist es, für jedes Produkt ein umfassendes Lebenszyklusprofil zu erstellen.
Das zentrale Instrument zur Berichterstattung über Umweltdaten ist der digitale Produktpass (DPP). Neben Informationen über technische Eigenschaften enthält er Gebrauchsanweisungen und Angaben zu Klimaindikatoren (z. B. CO₂-Emissionen) und zum Energieverbrauch. Der DPP wird für priorisierte Kategorien verpflichtend. Er speichert standardisierte Daten, die von Regulierungsbehörden und Interessengruppen wie Architektinnen und Bauherren leicht abgerufen werden können. Diese Digitalisierung fördert Transparenz und Compliance, lässt sich in Building Information Modelling (BIM)-Systeme integrieren und verbessert die Datenkonsistenz.
Die aktualisierten CPR-Anforderungen sind mit der Norm EN 15804 «Nachhaltigkeit von Bauwerken – Umweltproduktdeklarationen – Grundregeln für die Produktkategorie Bauprodukte» verknüpft, einer europäischen Norm, die Regeln für die Erstellung von Umweltproduktdeklarationen (EPDs*) für Bauprodukte und -materialien definiert. EPDs bieten transparente und vergleichbare Informationen über die Umweltauswirkungen von Produkten während ihres gesamten Lebenszyklus. Sie ermöglichen es Herstellern, die Umweltleistung ihrer Produkte klar zu kommunizieren, und Planenden, nachhaltige Entscheidungen durch den Vergleich ähnlicher Produkte auf Basis dieser EPDs zu treffen.
*Environmental Product Declarations
Die Einhaltung der CPR erfordert eine erweiterte Leistungserklärung (Declaration of Performance, DoP), die jetzt sowohl technische als auch umweltbezogene Daten umfasst. Die DoP fungiert als umfassendes Produktdossier, das alle Leistungs- und Umweltstandards dokumentiert, die das Produkt erfüllt. Diese Erklärung ist für Regulierungsbehörden essenziell, da sie sicherstellt, dass alle technischen und ökologischen Angaben überprüft und transparent sind.
Der digitale Produktpass (DPP)
- macht Angaben zu Inhaltsstoffen, Recycling- und Wiederverwendungsmöglichkeiten
- ist mit einer eindeutigen Produktidentifikation verknüpft (z. B. QR-Code mit GS1 Digital Link)
- ermöglicht nachhaltige Entscheidungen
- fördert die Kreislaufwirtschaft
- erhöht die Transparenz in der Lieferkette
- erleichtert Reparatur und Recycling
- trägt zur Reduzierung von Umweltauswirkungen bei
- führt zur Digitalisierung der Produktdokumentation
Auswirkungen auf die Schweiz
Für Hersteller ausserhalb der EU ist die Einhaltung der CPR-Vorschriften für den Zugang zum EU-Markt entscheidend, und sie verringert zudem den Bedarf an doppelten Tests und Zertifizierungen in den verschiedenen EU-Mitgliedstaaten.
In der Schweiz spielt das Prinzip der Mutual Recognition Agreements (MRA) eine zentrale Rolle: Nur durch die äquivalente Übernahme von EU-Regularien können Schweizer Bauprodukte weiterhin problemlos in der EU vertrieben werden – und umgekehrt. Für Hersteller im Bauproduktebereich bedeutet das: Produktdokumentation, Dateninfrastruktur und Konformitätsprozesse müssen für alle priorisierten Produktgruppen bis spätestens Ende 2027 angepasst werden. Unternehmen, die das rasch umsetzen, sichern sich Exportmöglichkeiten und positionieren sich auch wettbewerbsstark in einem zunehmend digitalisierten und zirkulären Marktumfeld.
«Wer im EU-Markt Produkte anbieten will, deren
Produktkategorie einen DPP benötigt, sollte sich lieber
heute als morgen mit den entsprechenden
Anforderungen vertraut machen.»
Michel Bohren, Vorsitzender der CRB-Geschäftsleitung
Auswirkungen der neuen CPR
- verlangen in der Ausschreibung nach Produkten mit einem DPP und fundierter Umweltberichterstattung
- profitieren von mehr Transparenz über Leistungsfähigkeit und Umweltwirkung von Bauprodukten
- können Produkte besser vergleichen und einfacher nachhaltige Lösungen wählen
- der Wunsch nach Durchgängigkeit der Produktdaten von der Planung bis zum Rückbau wird erfüllt
- können auf detaillierte Leistungs- und Umweltdaten zugreifen
(Interoperabilität durch openBIM wird zum Muss) - müssen bei ihrer Planung und Spezifikation neue technische Standards und Dokumentationspflichten berücksichtigen
- werden bei der Planung von CO₂-optimierten Gebäuden unterstützt
- können ihre Produkte datenbasiert (technische Daten, Lebenszyklusanalyse, Wartungsdaten) auswählen (automatisierte Vorselektion durch Attributfilter)
- können Bauprodukte dank EU-weit einheitlicher Angaben einfacher auswählen und kontrollieren
- profitieren von weniger bürokratischen Hürden beim grenzübergreifenden Einkauf
- müssen erhöhte Sorgfaltspflichten bei der Dokumentation und Nachweisführung der verwendeten Produkte erfüllen
- können während Betrieb und Wartung leichter auf Produktinformationen zugreifen (strukturierte Reparaturinformationen)
- Sicherheits- und Nachhaltigkeitsleistungen stehen über die gesamte Lebensdauer des Gebäudes zur Verfügung
- haben eine bessere Basis für Kreislaufansätze und Rückbauplanung
- sind zur CE-Kennzeichnung und Erstellung erweiterter Leistungs- und Umweltdeklarationen verpflichtet
- müssen digitale Produktpässe (DPP) und Umweltproduktdeklarationen (EPD) erstellen und pflegen
- müssen erhöhte Anforderungen an Datenmanagement und Nachweisführung erfüllen
- haben nur mit vollständiger Compliance Marktzugang zur EU
- müssen ihre Produktdaten interoperabel bereitstellen
Zusammenarbeit mit europäischen und nationalen Gremien
CRB-Mitarbeitende sind auf internationaler Ebene an der Entwicklung verschiedener ISO-Normen beteiligt. Auch auf nationaler Ebene setzt sich CRB für die Interessen der Bauwirtschaft ein: So ist Michel Bohren, Vorsitzender der Geschäftsleitung von CRB, bereits seit 2020 Mitglied der Eidgenössischen Kommission für Bauprodukte (BauPK). Zum Thema Bauprodukte arbeiten CRB-Vertreterinnen und -Vertreter ausserdem in verschiedenen Arbeitsgruppen, u. a. mit buildingSMART International, mit Produktherstellern verschiedener Branchen sowie Softwareherstellern zusammen.
Meilensteine
- 2025: CPR seit 7.1.2025 in Kraft
- 2026: Beginn der verpflichtenden Anwendung der CPR, schrittweise je nach Produktkategorie
- 2028: DPP verpflichtend für Bauprodukte
- 2030: Vollständige DPP-Implementierung in der Bauindustrie
- 2039: Abschluss Übergangsphase laut EU-Vorgaben