Immer im Herbst lädt CRB seine Software-Partner sowie die Vertreterinnen und Vertreter von Fachverbänden und Bildungseinrichtungen zur Partnertagung ein. An der diesjährigen Ausgabe im Kongresshaus Zürich standen die Themen Informationsmanagement und KI im Zentrum.
Cristina Giudicetti | 11.11.2025
«Bauen wir schon oder suchen wir noch?» Mit dieser Frage eröffnete Adrian Wildenauer, Professor für digitales Bauen an der Berner Fachhochschule, seine Überlegungen zum Informationsmanagement. Anhand verschiedener Zahlen beleuchtete er die hiesige Baubranche mit Blick auf die Digitalisierung und machte auf ihre Schwächen aufmerksam. So beträgt die Verbreitung von digitalen Methoden in der Schweiz lediglich rund 15 %. Dafür haben ca. 70 % der deutschsprachigen Planungs- und Bauunternehmen immer noch ein aktiv genutztes Telefax. Im Laufe eines Bauprojekts wird die gleiche Information 7-mal neu eingegeben, und eine durchschnittliche Baufirma nutzt 18 verschiedene, grösstenteils inkompatible Software-Produkte. Auf der Baustelle zeigt sich ein ähnliches Bild: Ein Projektleiter vergeudet im Schnitt zwölf Stunden pro Woche für das Suchen von Informationen auf der Baustelle, ein einzelner Bauarbeiter ist rund 40 Stunden pro Jahr auf der Suche nach Werkzeug und Material.
Die aufgeschobene Modernisierung, Ineffizienzen und Datenverluste, Fachkräftemangel oder Papierprozesse tragen zu einem jährlichen Verlust von rund 5.5 Milliarden Franken bei.
Am Beispiel Finnland zeigte Wildenauer auf, wie es anders gehen kann: Getreu dem Motto «Collaborate on the rules, compete on the game» hat Finnland als Vorreiter einen effizienten Wandel eingeleitet. Dank gemeinsam erarbeiteter Standards und konsequenter Automatisierung mit KI-Unterstützung ist es gelungen, die Planungs- und Bauzeit um 20 bis 30 % zu reduzieren und entsprechend Geld zu sparen. Wildenauers Fazit lautet: «Wir denken zu sehr in Lösungen, dass wir oft vergessen, was eigentlich das Problem ist.» Er fordert auf, Gas zu geben und zu handeln, da das «Window of Opportunity» sich zunehmend schliesst.
Aktuell gibt es immer mehr «freihändige» Ausschreibungen mittels verschiedener Tools und Standards. Die Folgen sind Fehler, Mehrarbeiten und Planungsmängel, die die spätere Nutzung erschweren. CRB möchte hier Lösungsansätze bieten und die fehleranfälligen manuellen Prozesse durch effiziente digitale Lösungen ersetzen. Mario Benedetti, Project Manager bei CRB, präsentierte zwei Lösungsansätze, um die Standardisierung im Informationsmanagement weiter voranzutreiben: QualiMOD und CADAVA.
Der Lösungsansatz von QualiMOD – QUALItät im MODell – sieht vor, relevante Bauteilmerkmale als CRB-Standards zu definieren und als IDS (Information Delivery Specification) prüfbar zu machen.
Im Projekt «CADAVA» – das sich aus CAD (Computer-Aided Design) und AVA (Ausschreibung, Vergabe und Abrechnung) zusammensetzt – wird ein CRB-Onlinedienst entwickelt, um die Suche der NPK-Position basierend auf den Eigenschaften von 3D-Elementen aus einem digitalen Bauwerksmodell maschinell zu unterstützen und die 3D-Elemente mit NPK-Positionen zu verknüpfen.
Im letzten Vortrag hat Benjamin Bargetzi die Zuhörenden in die Welt der KI mitgenommen. Der Neurowissenschaftler, KI-Experte, Psychologe und Philosoph untersucht in seiner Arbeit das Zusammenspiel von Gehirn und Maschine und zeigt Wege auf, wie wir Technologie bewusst einsetzen, ohne uns von ihr steuern zu lassen: «Wir gewinnen Zeit zurück für Wichtiges.»
Auf die Baubrache umgemünzt könnte KI zum Beispiel Daten zwischen Programmen (NPK, BIM, CAD usw.) übersetzen, damit sich Systeme verstehen. Für ihn steht die Zukunft für Möglichkeiten – nicht für Furcht, auch wenn die Furcht vor Wandel biologisch bedingt ist und die menschliche Spezies seit der Steinzeit begleitet.
Die im Anschluss von Kurt Iten, Sales- und Partnermanager bei CRB, moderierte Podiumsdiskussion mit den drei Referenten und Michel Bohren, Vorsitzender der CRB-Geschäftsleitung, fokussierte auf die Chancen und Risiken im Umgang mit KI in der Baubranche. Der abschliessende Stehlunch wurde ausgiebig für den persönlichen Austausch und zur Netzwerkpflege genutzt.
Allen Teilnehmenden herzlichen Dank!
Inspirierende Keynotes und spannende Gespräche.
Hier finden Sie einige Impressionen der Partnertagung 2025.