Potenziale neuer Technologien nutzen

  

Daten sind Kern und Treiber der Digitalisierung. Damit sie optimal genutzt werden können, müssen sie organisiert werden. Alexandra Studer von D ONE zeigt auf, wie ein auf Datentechnologie spezialisiertes Unternehmen hierbei helfen kann.
Interview: Gaby Jefferies
30.06.2022

Auf Ihrer Website schreiben Sie «Aus Daten Sinn zu machen, ist die Erfolgskompetenz in allen Branchen.» Was bedeutet das?
Viele Firmen haben seit Jahrzehnten Daten in ihren Systemen gespeichert, die momentan nicht genutzt werden. Sie wären eine gute Grundlage für Entscheide. Oft sind diese Daten aber nicht zugänglich, sie sind nicht aufbereitet oder schwer verständlich. Hier helfen wir, Daten zum Entscheidungsträger zu bringen, sodass er faktenbasierte Entscheidungen treffen kann. Wir sind überzeugt, dass dies zu besseren Entscheiden führt. Hinzu kommt, dass Computer in den letzten Jahren immer leistungsstärker geworden sind. «Machine Learning» ist nicht mehr nur Debattierstoff für Zeitungsartikel, sondern es gibt immer mehr Anwendungsfälle.

Hier hat ein Paradigmenwechsel stattgefunden: Früher hat man der Maschine Regeln vorgegeben, dann hat sie Aufgaben ausgeführt. Jetzt ist es umgekehrt: Man gibt dem Computer Daten, daraus kann er selbstständig Regeln erlernen und anwenden. Dies ermöglicht uns eine neue Art, Prozesse zu automatisieren bzw. zu digitalisieren.

 

Wie bietet D ONE hier Unterstützung?
Wir decken die ganze Wertschöpfungskette ab: Wir helfen, Daten zu organisieren, also abzuspeichern und aufzubereiten. Wir beraten bei der Auswahl der passenden Tools, mit denen unsere Kunden Daten selbst analysieren können. Wir helfen bei der Entwicklung von «Machine Learning»-Algorithmen sowie bei der Integration in die produktiven Systeme. Und wir unterstützen auch dabei, die dazugehörigen Prozesse aufzusetzen, wie zum Beispiel die richtige Data Governance.

 

Aus welchen Branchen kommen Ihre Kunden?
Wir dürfen heute Kunden aus allen Branchen unterstützen – eine starke Kundenbasis haben wir in der Finanz- und Versicherungsbranche. Wir vermuten das liegt daran, dass diese Branchen die Ersten waren, die einen professionellen Umgang mit Daten pflegten. Ihre Assets sind Services oder Produkte, die schon immer auf Daten basierten. Nun kommen aber auch andere Branchen dazu: Kunden aus dem Einzelhandel, aus der Industrie und mit CRB auch aus der Baubranche. Eigentlich gibt es überall Daten, die genutzt werden möchten.

 

Was unterscheidet die Baubranche in Bezug auf die Digitalisierung von anderen Branchen?
Eine Besonderheit der Baubranche ist sicher die starke Fragmentierung der Wertschöpfungskette, es gibt viele Akteure, die oft nur einen kleinen Teil abdecken, wenn man den gesamten Lebenszyklus eines Bauwerks betrachtet. Das macht die Digitalisierung sehr komplex. Ausserdem geht es in der Baubranche nicht um abstrakte Services, sondern es gibt eine grosse Anzahl unterschiedlicher physischer Teile – z.B. Bauteile, Baugründe, Maschinen. Und schliesslich kommen noch die vielen Vorschriften und Normen dazu, die es zu beachten gilt. Die Baubranche zeichnet sich durch eine grosse Komplexität aus, was die Durchsetzung einer breit anwendbaren Lösung schwieriger macht.

 

Wie kann die Digitalisierung vereinfacht oder beschleunigt werden?
Ich denke, dass es sinnvoll ist, nicht einen «Big Bang» anzustreben, sondern in kleineren Schritten voranzugehen, sodass die Nutzer den Mehrwert, der sich für sie ergibt, einfach erkennen können. In diesem komplexen Ökosystem wird es gar nicht anders gehen. CRB war schon immer stark vernetzt und bezieht verschiedene Akteure in die Entwicklungsarbeit ein. Diese Erfahrung kann CRB hier gut einsetzen.

 

Wo sehen Sie die Herausforderungen?
Neben der bereits erwähnten Fragmentierung und den vielen Akteuren haben wir hier in der Schweiz auch spezifische Vorgaben und Voraussetzungen, die nicht kompatibel sind mit denen anderer Länder. Gleichzeitig gibt es aber auch den Druck von aussen, CAD-Softwareprogramme sind internationale Lösungen, und es gibt viele gute Ideen im Ausland. Hier die richtige Balance zwischen Anpassung oder Übernahme und eigener Entwicklung zu finden, ist anspruchsvoll. In Bezug auf CRB kommt die Erwartungshaltung hinzu, dass es durch seine zentrale Rolle und das vorhandene, auf einzigartige Weise strukturierte Fachwissen auch in Bezug auf den digitalen Umgang mit Bauwerken den Takt vorgeben soll.

 

Was sind die wichtigsten Voraussetzungen, damit der digitale Wandel allgemein und im Speziellen in der Schweizer Bauwirtschaft gelingt?
Zuerst ist hier das Mindset wichtig, dass man zunächst auch mit einer 80 Prozent-Lösung zufrieden ist und nicht gleich alles bis ins kleinste Detail regeln will. Weiter sollte man keine Angst davor haben, dass durch den digitalen Wandel das Expertenwissen an Wert verliert. Man sollte dem Neuen vielmehr mit Neugier begegnen – das Fachwissen ist weiterhin gefragt. Durch die Zusammenarbeit mit der Technologie wird die Arbeit spannender, da die Digitalisierung einfache, repetitive Fälle abnimmt und mehr Zeit für anderes zur Verfügung steht.

Sie sind Partner von CRB – was reizt die Technologieexperten an der Zusammenarbeit mit dem Standardisierer?
Durch seine Rolle und seine Vernetzung in der Branche erfüllt CRB die Voraussetzungen, um mit dem Datenmodell die Digitalisierung der Schweizer Bauwirtschaft voranzutreiben. Wenn wir das gut machen, kann es einen grossen Einfluss darauf haben, wie man in der Schweiz in Zukunft baut – das ist eine spannende Aufgabe. Wir sehen hier viel Potenzial für eine Veränderung.

In den von CRB aufbereiteten und gepflegten Standards steckt ein umfassendes Fachwissen. Wie anspruchsvoll ist es, die vorhandenen Daten durchgängig zugänglich zu machen?
Es ist sicher eine grosse Herausforderung, CRB hat über viele Jahrzehnte einen riesigen Schatz an Informationen, Erfahrung und Wissen gesammelt und auf spezifische Art aufbereitet. Nun haben wir ein Konzept für das CRB-Datenmodell erarbeitet und sind der Meinung, dass wir alle nötigen Informationen in die neuen Strukturen überführen können. Mit diesen neuen Strukturen können sogar noch mehr Informationen und Logiken abgebildet werden. Und vor allem in einer Form, welche die Anwendung und die Verknüpfung mit der BIM-Technologie radikal vereinfachen wird. Dazu benötigen wir aber das Fachwissen der Fachverbände, der Expertinnen und Experten.

 

Wie können Sie CRB bei der Entwicklung des Datenmodells unterstützen?
Wir, also D ONE, sind seit mehr als einem Jahr dabei und haben zusammen mit CRB-Mitarbeitenden das Konzept für das Datenmodell entwickelt. Jetzt geht es darum, das Konzept für die Befüllung – den Inhalt – zu finalisieren. Weiter haben wir gemeinsam eine Referenzimplementation entwickelt, die an der Swissbau vorgestellt wurde. Sie zeigt dem Endnutzer beispielhaft, wie das Datenmodell in Zukunft angewendet werden kann. Weiter bringen wir auch Experten für Augmented Reality mit, sie können Daten im Raum visualisieren.