IfA18 in der Praxis

   

Reto Helbling, Leiter Services und Mitglied der Geschäftsleitung bei CRB

Warum geht die Übergangsfrist 2020 zu Ende?
Aufgrund des dringenden Überarbeitungsbedarfs – die IfA’92 wurde letztmals 2006 angepasst – wurde die IfA18 entwickelt, und zwar mit der Absicht, das neue Regelwerk 2018 für verbindlich zu erklären. Nach Rücksprache mit bestehenden, von CRB zertifizierten Software-Partnern zeigte sich jedoch, dass eine erfolgreiche, flächendeckende Umsetzung mehr Zeit braucht. Daher wurde eine Übergangsfrist bis zum 1. Januar 2020 vereinbart. Danach gilt nur noch der neue Standard IfA18. Manchmal ist es zwingend notwendig, einen Entwicklungsschritt zu machen und damit den Anschluss an die Zukunft sicherzustellen. Mit der Einführung der IfA18 realisieren wir einen solchen Schritt.

Wie reagieren die Software-Partner darauf?
Heute können wir davon ausgehen, dass über 90% aller NPK-Lizenznehmer von einem Software-Partner betreut werden, welcher die Zertifizierung nach IfA18 gemacht hat. In einzelnen Branchen haben sich die dort tätigen Software-Partner für ein koordiniertes Vorgehen bei der Auslieferung der Programme entschieden. Damit wollen sie gewährleisten, dass branchenweit mit IfA18 gearbeitet werden kann. Die Software-Partner haben also ebenfalls grosses Interesse daran, dass mit einem Standard die Zusammenarbeit zwischen sämtlichen Anwendern von Software-Programmen unterschiedlicher Anbieter sichergestellt werden kann. Dies geschieht mit der definitiven Einführung der IfA18. Ab dem 1. Januar 2020 erfolgt der Datenaustausch ausschliesslich auf dem Format «*.crbx», welches auf der weiterhin gültigen SIA-Norm 451 aufbaut und den Anwendern neue Möglichkeiten bietet. An dieser Stelle möchte ich im Namen von CRB allen Software-Partnern für ihr Engagement bei der Umsetzung der IfA18 danken.

Was soll ein Anwender vor dem 1. Januar 2020 machen? 
Um von den zahlreichen Vorteilen eines nach IfA18 zertifizierten Software-Programms zu profitieren, ist ein Update der bestehenden Software notwendig. Sollte ein Anwender vonseiten seines Software-Anbieters noch nicht auf die neuen Möglichkeiten bzw. das dazu notwendige Update angesprochen worden sein, dann empfehlen wir dem Anwender, sich bei seinem Software-Anbieter nach den entsprechenden Update-Möglichkeiten zu erkundigen.

Was passiert, wenn er einfach abwartet und erst mal mit einem «alten», nach IfA’92 zertifizierten Programm weiterarbeitet?
Die Verbesserungen und neuen Möglichkeiten sind leider nicht rückwärts kompatibel! Das heisst konkret, dass das Austauschen von Dateien im alten Format «*.01s» auch mit IfA18-zertifizierten Programmen und der neuen Austauschdatei «*.crbx» möglich ist. Es ist aber nicht möglich, mit einer «alten» Software alle neuen Möglichkeiten zu nutzen. Und hier möchte ich betonen, dass es  sich bei diesen neuen Möglichkeiten um Anforderungen bzw. Wünsche der Benutzer handelt, welche heute einfach abgedeckt werden müssen. Ein Software-Anwender setzt heute voraus, dass er Zusatzinformationen, Bilder, Pläne usw. mit einem Dokument referenziert austauschen kann, und dies unabhängig von der Art des Ausgabegeräts. Daher gehen wir davon aus, dass in kurzer Zeit ein grosser Teil der Anwender diese Möglichkeiten selbstverständlich nutzen wird. Diejenigen, welche weiter mit «alten» Software-Programmen arbeiten, werden diese Dateien dann nicht oder nur unvollständig handhaben können. Das verursacht nicht nur ihnen Mehraufwand und Unannehmlichkeiten, sondern auch denjenigen, welche auf der Basis der IfA18 versuchen, mit ihnen zusammenzuarbeiten.

An wen sollen sich die Anwender wenden, wenn sie Fragen zum Datenaustausch bzw. zur IfA18 haben?
Wir haben auf crb.ch eine ganze Reihe von Informationen bereitgestellt. Diese können sicher schon vieles klären. Bei weiteren offenen Fragen, die mit Anforderungen oder Limitierungen des Umgangs mit NPK-Daten zu tun haben, sind wir ebenfalls die richtigen Ansprechpartner. Bei allen Fragen in Bezug auf Funktionen, die nicht wunsch- oder erwartungsgemäss abrufbar sind, insbesondere im Datenaustausch, gehen wir davon aus, dass diese im Zusammenhang mit der Version eines Software-Programms stehen. Dann sollte sich der Anwender direkt mit seinem Software-Partner in Verbindung setzen.

Samuel Camenzind, dipl. Arch. MA/ETH, Geschäftsleiter Boyer + Camenzind AG

Seit wann wenden Sie ein IfA18-zertifiziertes Programm an?
Wir arbeiten bereits seit vielen Jahren mit dem Bauadministrations-Programm DELTA-project. Seit der Lancierung der lfA18 war das Update erhältlich, und wir konnten es anwenden.

Wie konnten Sie das Software-Update vollziehen?
Das Software-Update erfolgte im Rahmen des normalen jährlichen Updates und hatte keine zusätzlichen Installationen zur Folge.

Welche positiven Erfahrungen haben Sie mit der IfA18 bisher gemacht?
Positiv ist sicher die Möglichkeit, direkt in der ausgeschriebenen Position Pläne und Fotos zu hinterlegen. Das ist z.B. bei Umbauarbeiten (Fotos) oder bei anspruchsvollen Konstruktionsdetails (Pläne) ein grosser Vorteil und erleichtert dem Unternehmer, den Umfang der zu offerierenden Leistung abzuschätzen.

Von welchem Vorteil profitieren Sie als Architekt am meisten?
Von der beschriebenen Verbindung von Ausschreibungstext und Plan- bzw. Fotomaterial. Damit können Unklarheiten oft von Anfang an verhindert und faire Offertvergleiche ermöglicht werden.

Was wünschen Sie sich in Bezug auf die Weiterentwicklung des Datenaustauschs? 
Wir arbeiten seit Längerem mit 3D-Modellen auch in der Ausführungsplanung. Daraus ziehen wir ebenfalls die Ausmasse für die Devisierung und den Kostenvoranschlag. Eine Schnittstelle, welche diese Daten direkt einlesen und verarbeiten könnte, würde uns sehr interessieren. Diese Daten wären bestimmt auch für die Unternehmer sehr hilfreich.

Patrick Gernet, CEO Eleconstruct & Partner AG

Seit wann wenden Sie ein IfA18-zertifiziertes Programm an?
Wir setzen bereits seit Anfang 2018 ein IfA18-zertifiziertes Programm ein.

Wie konnten Sie das Software-Update machen?
Wir arbeiten mit dem Programm von SORBA. Für das Update mit Support muss man etwa einen halben Tag rechnen.

Welche Erfahrungen haben Sie mit der IfA18 bereits gemacht?
Unsere Erfahrungen mit dem Datenaustausch sind gut, die Schnittstelle funktioniert!

Von welchem Vorteil profitieren Sie als Unternehmer am meisten?
Dass wir die Devis nach NPK problemlos einlesen können und dass wir uns durch die zusätzlichen Informationen, z.B. Grundriss oder Foto, die Situation besser vorstellen können. So können wir eine genauere Offerte erstellen.

Was wünschen Sie sich in Bezug auf die Weiterentwicklung des Datenaustauschs?
Der Datenaustausch und damit die Verständigung funktionieren gut. Wir wünschen uns, dass die NPK-Kapitel ständig ergänzt und den neusten Normen angepasst werden!

Erstellen Sie selbst Beschreibungen auf der Basis IfA18 oder erhalten Sie diese von Dritten?
Wir erhalten die Beschreibungen meist von Architekten, machen aber auch viele Ausschreibungen nach NPK selber!

Martin Helbling, DELTA Engineering GmbH

Seit wann ist Ihr Programm IfA18-zertifiziert?
DELTAproject ist seit Frühjahr 2018 nach Typ I zertifiziert. Inzwischen haben wir auch die Zertifizierung für die Kostenermittlung nach Typ IV erfolgreich durchgeführt. Somit können wir unseren Kunden optimale Lösungen für die Arbeitsmittel von CRB anbieten.

Nutzt die Mehrheit Ihrer Kunden bereits das zertifizierte Programm?
Ja, die meisten Kunden nutzen bereits die zertifizierte Version, seit diesem Jahr auch in der Westschweiz und im Tessin.

Wie unterstützen Sie Ihre Kunden beim Update auf die IfA18-zertifizierte Version?
Die Vorbereitungen haben wir bereits 2017 getroffen. Somit konnten unsere Kunden mit einem Online-Update die zertifizierte Version freischalten. Auch solche, die plötzlich dringend ein Leistungsverzeichnis nach der neuen IfA18 erstellen oder einlesen mussten.

Worin sehen Sie den grössten Vorteil der IfA18 für die Anwender?
Eindeutig in der Integration der Bilder und Dokumente in die Leistungsverzeichnisse. Positionen können so schneller beschrieben und spezifiziert werden. Das haben die Kunden auch als Erstes genutzt. Fast noch wichtiger finde ich persönlich die Tatsache, dass diese Dokumente so automatisch «organisiert» werden. Sie müssen nicht mehr separat mitgeschickt und gespeichert werden, sondern sind direkt Teil des Leistungsverzeichnisses und des Datenaustauschs. Das reduziert die Fehlerquellen, und vor allem wird der Administrationsaufwand für Planer und Unternehmer kleiner. 

Was sagen Ihre Kunden? Welche Wünsche äussern sie?
Die meisten empfinden es als positiv, dass nach so langer Zeit Bewegung in den NPK gekommen ist. Das ist spürbar. Einige wünschen sich, dass möglichst schnell alle mit IfA18-zertifizierten Programmen arbeiten, da das neue Datenformat nicht rückwärts kompatibel ist. Diese Tatsache ist für einige momentan sicher noch ein Problem. 

Was erwarten Sie von CRB allgemein und in Bezug auf die Weiterentwicklung des Datenaustauschs?
Die NPK-Daten kann man nur noch online beziehen. Aus meiner Sicht wäre der nächste logische Schritt, auch SIATEST als Service anzubieten.