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Neue NPK Heizungsanlagen: komprimiert, aktualisiert und praxisgerecht

Kurt Frei, der Autor der vier neuen NPK-Kapitel zum Beschreiben von Heizungsanlagen, hat sich bei der Überarbeitung dafür eingesetzt, dass alle Beteiligten damit ausschreiben und von den Vorteilen dieses Arbeitsmittels profitieren können.
Interview: Gaby Jefferies
07.01.2021

Warum war es notwendig, die bestehenden NPK-Kapitel zu den Heizungsanlagen zu überarbeiten?
Im Fachgebiet Heizung hat sich in den letzten 22 Jahren sehr viel verändert. Als die sieben Kapitel zur Beschreibung von Heizungsanlagen 1994 bzw. 1998 erstmals publiziert wurden, stand die Wärmeerzeugung mit Öl und Gas unangefochten im Vordergrund. Heute wird diese Art der Wärmeerzeugung bei Neubauten kaum mehr eingesetzt, und auch viele Altbauten werden auf zeitgemässe Technologien wie Wärmepumpen umgerüstet. Auch die Sonnenenergie wird vermehrt eingesetzt. Die Wärmeverteilsysteme und die Installationstechnik haben sich ebenfalls wesentlich verändert. Gewisse Komponenten – wie Einrohrsysteme, Kupferrohre, Weichstahlrohre usw. – sind bedeutungslos geworden. Andere Systeme, zum Beispiel Presssysteme, haben Marktanteile gewonnen. Durch die Digitalisierung hat sich auch der Bereich MSR (Messen, Steuern, Regeln) komplett geändert. Weiter wurden alle relevanten Normen, Richtlinien und Merkblätter zwischenzeitlich neu publiziert. Es war daher notwendig, die NPK-Kapitel grundlegend zu überarbeiten und an diese neuen Gegebenheiten anzupassen.

Was sind die wichtigsten Neuerungen für die Ausschreibenden?
Die bisher sieben Kapitel wurden zu vier Kapiteln komprimiert. Das heisst, der Inhalt der alten Heizungsanlagen-Kapitel wurde neu in folgende Bereiche aufgeteilt: Wärmeerzeugung, Wärmeabgabe, Rohrleitungen, Apparate und Armaturen. Messen, Steuern, Regeln, Kamine und Abgasanlagen sowie Wärmetauscher wurden neu in das Kapitel 451 «Heizungsanlagen: Wärmeerzeugung» integriert. Die wichtigste Neuerung betrifft das Kapitel 452 «Heizungsanlagen: Wärmeabgabe». Hier wurden die Heizkörper bisher mit Leistungen definiert. Dies hat in der Praxis zu Schwierigkeiten geführt, da es für den Anwender sehr umständlich war, einen Bezug zur Preisliste des Lieferanten herzustellen. Neu werden die Heizkörper nach Typen beschrieben. Dadurch ist die direkte Verbindung zu den Lieferantenkatalogen einfach möglich. 

Wer hat in der Begleitgruppe mitgearbeitet?
Es gab nicht eine Begleitgruppe, sondern je nach Fachgebiet haben ganz unterschiedliche Fachleute zusammengearbeitet. Neben dem Autor und dem CRB-Projektleiter Roman Hollenstein waren verschiedene Verbandsvertreter sowie Lieferanten und Installateure dabei. Oft haben sie eine Doppelfunktion, sie vertreten ihren Verband und ihre Firma.

Über welche Themen gab es Diskussionen?
Bei den Bereichen Wärmepumpen und Regelungen, die sehr stark überarbeitet wurden, gab es intensive Diskussionen. Sie wurden mit grossem Engagement, aber immer sachbezogen und konstruktiv geführt. Ich habe die Zusammenarbeit in den verschiedenen Gruppen immer als gut erlebt, alle Beteiligten können profitieren – zum einen lernen sich die Mitbewerber untereinander kennen, zum anderen können sie ihr Wissen erweitern.

Welche Rückmeldungen haben Sie aus der Vernehmlassung erhalten?
Es gab Rückmeldungen von suissetec sowie von einigen Lieferanten. Der Gebäudetechnikverband beantragte, dass die Solarthermie in das Kapitel 451 aufgenommen wird. Die Lieferanten schlugen die Aufnahme von zusätzlichen Produkten und die Erweiterung von Durchmesserbereichen vor. Zudem wurden wir auf einige Missverständnisse hingewiesen.

Haben Sie einen Tipp für den Anwender?
Im Bereich Heizung ist bis jetzt noch zu wenig mit dem NPK gearbeitet worden. Aus meiner praktischen Erfahrung weiss ich, dass die Arbeitsersparnis bei der Anwendung des NPK enorm ist. suissetec hat die zu den Heizungskapiteln gehörenden Kalkulationsgrundlagen ebenfalls aktualisiert. Damit ist es für Planer und Installateure interessant mit dem Normpositionen-Katalog zu arbeiten. Mithilfe der automatischen Kalkulation kann der Planer schnell einen Kostenvoranschlag erstellen, und der Installateur kann ebenso schnell ein Angebot machen. Aufgrund der durchgehenden Struktur und der einheitlichen Sprache ist es für alle Anwender einfacher, Leistungen zu beschreiben und sich in den Leistungsverzeichnissen zu orientieren. Ich empfehle den Anwendern deshalb, dieses sehr effektive Arbeitsinstrument auch zu nutzen. 

Sie waren Autor der vier Kapitel. Welche Anforderungen werden an diese Rolle gestellt?
Ich bin schon seit vielen Jahren Anwender der NPK-Kapitel in den Bereichen Heizung, Lüftung und Sanitär. Von den grossen Vorteilen der einheitlichen Struktur, der schnellen Erstellung von Leistungsverzeichnissen und der automatischen Kalkulation mit Montagezeitberechnung und Leitfadenzeiten habe ich in all den Jahren profitiert. Mein Ziel war es, das Fachgebiet Heizung in Bezug auf die Digitalisierung weiterzubringen. Ich möchte, dass auch im Heizungsbereich so effizient gearbeitet werden kann wie in den Fachgebieten Sanitär und Elektro. Die Herausforderungen dieser NPK-Überarbeitung waren sehr gross. Wenn der Autor das Fachgebiet gut kennt, ist dies sicher von grossem Vorteil für alle Beteiligten. Er sollte auch mit den Produkten und den Eigenarten auf der Baustelle vertraut sein. Die Einhaltung des zeitlichen Rahmens ist ebenfalls anspruchsvoll: Es gab sehr viele Sitzungen, telefonische Besprechungen und die «Heimarbeit», die Formulierung der Normpositionen musste auch erledigt werden. 

Haben Sie schon ein neues Projekt?
Ja, wir arbeiten bereits mit Hochdruck an den Lüftungskapiteln NPK 461 bis 464. Sie gehen demnächst in Vernehmlassung.